Das neue Segelflugzeug "Doppel-Raab"

O. und H. Künzel

Der Baubeginn unserer neuen Maschine war völlig anders als der des SG38. Hatte wir damals eine Werkstätte und Pläne, so war bei Baubeginn des D.Raab nichts da. Aber wozu hatten wir im Verein unsere Idealisten? Es waren nur Wenige, aber der Verein konnte sich auf diese Leute verlassen. So bestellte A. Friedrich auf eigene Rechnung einen Teil der Pläne für den Bau des Rumpfes.

Bei H. Hanft wurde ein Keller unter der Backstube ausgeräumt. Eine Lichtleitung gelegt und A. Wagner stellte eine gute Hobelbank zur Verfügung. Im Keller wurden die ersten Teile, Rippen für den Leitwerksträger hergestellt. H. Gittner stellte seine Schraubenzwingen für die Bauzeit bereit. Die Holzarbeiten gingen langsam weiter.

Im Frühjahr kommen einige Jugendliche zu uns. Sie wollen mit bauen und dem Verein beitreten. Die Brüder O. Künzel und H. Künzel. Das könnte nebenbei auch der Anfang für eine Jugendgruppe sein.

Mai 1954 – Die „Werkstatt“ wird verlegt

Vom Kellergewölbe ziehen wir im Mai aus, um auf den Heuboden bei A. Hanft unseren Leitwerksträger auf Helling zu legen, denn die Einzelteile sind fertig. So bauen wir dann in wenigen Tagen, in einer Ecke des Heubodens, das 1. Holzteil unserer neuen Maschine zusammen. So bauten wir im Mai und Juni 1954.

Der Flugzeugbau von Juli bis Dezember 1954

Da baute zunächst der Adam am Rumpf, welcher schon im Rohbau fast fertig war. Nebenbei machte der Adel auch noch alle Beschläge für die Maschine, sowie das Seitenleitwerk. Zu beginn der Heuernte müssen wir dann unsere „Werkstätte“ am Heuboden verlassen. Wir ziehen um in unser altes Kellergewölbe. Wir müssen uns auch damit befassen, den Winter im Kellerraum zu verbringen.

Im September würden die Hauptholme für die Tragflächen begonnen. Im engen Kellergewölbe, mit den langen Teilen zu arbeiten, bestimmt keine einfache Arbeit.

Im Dezember sind die beiden Hauptholme fertig. So sind zum Jahresende schon sehr viele Teile der neuen Maschine fertig. Wenn es gut geht, kann im Herbst des Jahres 1955 unsere neue „Kiste“ fertig sein.

Hauptsorge für das neue Jahr

Unsere Hauptsorge und wohl wichtiges Problem ist nach wie vor die Werkstätte. Konnten wir im abgelaufenen Jahr noch mit den Einzelteilen von Keller zum Heuboden ziehen, so wird es im kommenden Jahr mit den großen Teilen nicht mehr gehen. Wenn der Bau weitergehen soll, muss eine Werkstätte bereitgestellt werden.

Bauzeit von Januar bis März 1955

Die ersten Monate des Jahres verbrachten wir in unserer „Kellerwohnung“. Die Baustunden in diesen Monaten sind nicht gut besucht, immer die gleichen Gesichter. Einzelteile der Tragflächen werden in diesen Monaten gebaut. Im Februar besichteten einige Kameraden unsere zukünftige Werkstätte (eine alte Holzscheune).

Bauzeit von April bis Oktober 1955

Nachdem wir uns eingerichtet hatten, begann sofort der Zusammenbau der Trägerflächen. Platz hatten wir genug, so konnten die 2 Flächen auf einer Helling gebaut werden. Die Trageflächen wachsen schnell und im Mai kommt die Presse einmal vorbei um einige Bilder für die Zeitung zu machen.

Bauzeit von Oktober bis Jahresende 1955

Schon anfang September müssen wir feststellen, die Maschine wird im Jahre 1955 nicht mehr fertig. Ende September müssen wir wieder einmal einen neuen Werkraum suchen. Unser Schuppen wird von der Besitzerin verpachtet. Schon nach wenigen Tagen haben wir wieder einmal Glück. H. Steintl. stellt uns kostenlos einen Raum in der von ihm gepachteten alten Weidenfabrik zur Verfügung. Bei der Fahrt durch die Stadt sehen manche Stanicher zum ersten Mal die im Rohbau fertigen Teile des neuen Segelfliegers.

Zum Jahresende ist an der Maschine nicht mehr viel zu machen. Was noch fehlte, ist das Höhenleitwerk, die Querruder, die Landeklappen müssen noch eingebaut werden und am Rumpf fehlen noch einige Kleinigkeiten.

Baubeginn im März 1956

Die Kälte ist vorbei und schon beginnen wir mit den Baustunden. In vier Wochen wollen wir den „Kasten“ fertig haben (den Rohbau). Ob wir wohl noch unser Ziel erreichen?

Bauzeit von April bis Mai 1956

In den letzen Tagen wird viel geschafft. Oft ist es 22 Uhr ehe die letzten Kameraden heimfahren. Am 16. April kommt schon der Bespannstoff an. Frau Nagel näht die Teile zusammen.

Im Mai sind nur noch die Landeklappen einzubauen. Aber wir müssen wieder ausziehen, unsere Zeit ist rum. Unser neuer Raum lag genau im gleichen Fabrikteil, aus dem wir vor drei Wochen ausgezogen waren, nur diesmal im Erdgeschoss. Hier wollten wir nun aber bestimmt in den kommenden Wochen die Maschine fertig machen.

Bauzeit von März bis 22. Juni 1956

Nun hat uns der Bauprüfer die Maschine endlich abgenommen. Nach der Prozession sagte uns der Leiter der Weidenfabrik H. Konopka, wir müssen am Nachmittag um 15 Uhr den Raum ausgeräumt haben. Schüble stellte uns nochmals den alten Raum zur Verfügung. Alle Stanicher Kameraden packten mit an, knapp zwei Stunden, dann waren wir fertig.

Der letzte Bautag

In den letzten Tagen ging es bei uns hoch her. Täglich sind wir bis 22 Uhr, ja manchmal noch länger am fertig machen des Flugzeuges. Man merkt, es geht dem Ende zu. Die Tragflächen sind nun schon mit Spannlack gestrichen, der Anton hat an den Fingern schon einige Blasen. Der Rumpf ist schon ganz fertig. Am 22. Juni müssen wir noch einmal aufpassen, unser Anhänger muss für den Doppel-Raab fertig gemacht werden, wenigstens für einmal. Umbauen wollen wir das Ding erst dann, wenn wir alles genau durchdacht haben.